Osnabrück. Der Afrika-Gospelchor Njabulo probt dem christlichen Gedanken entsprechend in der Christuskirche. "Njabulo" ist Zulu und bedeutet "Freude": Genau dieses Gefühl stellt sich ein, wenn der Chor loslegt, angefeuert von Percussion und mit weit überdurchschnittlichem Bewegungsdrang.
Zu 80 Prozent besteht das Repertoire aus afrikanischem Gospel. Die Stücke kommen oft mit wenig Text aus, verfügen über treibende Rhythmen und sprühen vor Energie, wobei letzterer Punkt in Verantwortung der Sängerinnen und Sänger liegt. Die wiederum nehmen sich ein Beispiel am Chorleiter, und der lässt in dieser Hinsicht nichts kalt werden. Max-Ole Tammen gibt nicht nur die Einsätze, sondern macht auch den Vorsänger, wenn ein solcher gefragt ist. Außerdem trommelt er mit vollem Körpereinsatz.
"Nach Auftritten ist er oft komplett nass geschwitzt", verrät Sängerin Petra Engelmann und lobt: "Ein toller Chorleiter mit Charme und Humor." Allerdings gerät auch der Chor beim Singen zum Teil in starke Schwingungen, sodass man mutmaßen darf, dass hier ebenfalls der/die eine oder andere auf der Bühne ein paar Schweißtropfen vergießt.
Etwa 30 bis 35 Stimmen singen zur Zeit im Afrika-Gospelchor. Laut Petra Engelmann herrscht in der Regel besetzungsmäßig ein Kommen und Gehen, was auch daran liegt, dass Studierende zum Ensemble gehören. Die verlassen dann nach Abschluss des Studiums häufig die Stadt und damit schweren Herzens auch den Chor. Aber es kommen auch wieder neue, wie die dichten Reihen beweisen bei der besuchten Probe in der Christuskirche.
Sängerin Zanele Majitzki singt seit 2015 im Afrika-Gospelchor. Njabulo erregte ihre Aufmerksamkeit bei einem Auftritt. Sie kommt gebürtig aus Simbabwe und war völlig überrascht, auf einmal Gesänge auf Zulu zu hören: "Nicht genau meine Muttersprache, aber sehr ähnlich." Die Darbietung des Gospelchores beeindruckte Majitzki so, dass sie zu einer Probe ging und nun seit mittlerweile drei Jahren dabei ist.
Max-Ole Tammen verbreitet gute Stimmung, besteht aber auch mit Nachdruck auf vernünftiges Abliefern. Sehr laut: "Stop! Ich will hier einen Übergang! Und übrigens: Das Ritardando zeige ich." Nach kurzer Zeit klappen Übergang und Ritardando wie gewünscht, das Lied läuft rund: "Iyelele, yelele, Tambira Jehova!", mit sehr viel Power und sattem Klang. Nur eine gute Handvoll Männer ist dabei, diese müssen also entsprechend Gas geben, damit untenrum genug los ist bei soviel Frauenpower in den oberen Stimmen.
Neue Stimmen sind auch bei Njabulo immer willkommen. Noten- und besondere Sprachkenntnisse sind nicht nötig, um hier mitzusingen. Wer Interesse hat, kann bei einer Probe in der Christuskirche vorbeischauen. Mitsing-Pflicht besteht nicht (beim ersten Besuch), aber es ist nicht unwahrscheinlich, dass man sich dann doch hinreißen lässt. Übrigens: Wer die Hymne von Südafrika meistert, der muss sich vor den anderen Stücken nicht mehr fürchten, denn die Hymne hat fünf Strophen, deren jede in einer anderen Sprache gesungen wird: isiXhosa, isiZulu, Sesotho, Afrikaans und Englisch.
Artikel in der NOZ vom 02.01.2019 von Markus Strothmann
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